Ultramid® Ccycled®

Ultramid® Ccycled® ist ein innovatives, massenbilanziertes Polyamid (100%, PA6), das wir bei pinqponq seit Sommer 2023 für den Außenstoff unserer SOLID Produkte verwenden. Durch ein innovatives, chemisches Recyclingverfahren ermöglicht uns die Verwendung von Ultramid® Ccycled®, den Einsatz fossiler Rohstoffe am Anfang der Wertschöpfungskette zu reduzieren, Altreifen ein zweites Leben zu schenken und so einen (von vielen noch benötigten) wichtigen Beiträgen zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft für bisher nur schwer recyclebare Abfälle zu leisten.

Recycling und Herstellungsprozess

Altreifen werden gesammelt und an Recyclingunternehmen geliefert (1)

Schreddern der Altreifen (2)

Chemisches Recycling von Altreifengummi zu recyceltem Rohstoff, dem Pyrolyseöl (3)

BASF speist das Öl als recycelten Rohstoff am Beginn ihres Produktionsnetzwerks für chemische Vorprodukte für die Herstellung von Polyamid-Granulat ein (4)

Das Granulat wird zu Garnen versponnen und zum Außenstoff für unsere SOLID Produkte verwebt (5)

Chemisches Recycling – Einer von vielen Beiträgen zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für schwer verwertbare Kunststoffabfälle und Altreifen

Das Idealbild einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft beschreibt ein Wirtschaftssystem, das darauf abzielt, Ressourcenverbrauch, Abfallproduktion und Umweltverschmutzung zu reduzieren. Durch Prozesse wie Wiederverwendung, Reparatur, Wiederaufarbeitung, Recycling oder Kompostierung können Produkte und Materialien dauerhaft und hochwertig im Materialkreislauf gehalten werden. 1 Aktuell wird jedoch ein noch viel zu geringer Teil von Produkten und Materialien am Ende ihrer Nutzung recycelt und als sog. Sekundärrohstoff im Stoffkreislauf gehalten. Der größte Teil landet als Abfall auf Deponien oder wird zur Energiegewinnung verbrannt. Neben Design for Circularity, der grundsätzlichen Minimierung des Rohstoffverbrauchs und der Verlängerung der Nutzung von Produkten, gilt es also, Potenziale für zusätzliches Recycling durch innovative Technologien weiter auszuschöpfen, um den Kreislauf zu schließen. 23

Ultramid® Ccycled® ist ein Ergebnis des ChemCycling® Projektes von BASF, bei dem das Unternehmen gemeinsam mit Technologiepartnern den Fokus auf die sogenannte Pyrolysetechnologie legt. Dabei geht es vor allem darum, eine Lösung dafür zu finden, dass einige Abfälle, wie gemischte, verunreinigte Kunststoffabfälle oder Altreifen, aus technologischen, ökonomischen oder ökologischen Gründen derzeit nur schwer zu verwerten bzw. nicht mechanisch recycelt werden können. Während sortenreine Abfälle mechanisch recycelt werden sollten, stellt das chemische Recycling für herausfordernde Abfallströme eine wichtige Ergänzung dar, um Recyclingraten zu erhöhen und den Aufbau einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zu fördern.

Durch ein hocheffizientes, thermochemisches Recyclingverfahren, die sog. Pyrolyse, wird aus Altreifen ein recycelter Rohstoff, Pyrolyseöl, gewonnen, welches dann in die Polyamid-Produktion von BASF eingespeist wird. Dadurch werden fossile Rohstoffe am Anfang der Wertschöpfungskette eingespart. Durch einen unabhängig zertifizierten Massenbilanzansatz kann der Anteil an recyceltem Rohstoff dem Ultramid® Ccycled®-Material, das wir in den Außenstoffen unserer SOLID Produkte verwenden, zugeordnet werden.

Was genau ist der Massenbilanzansatz bzw. ein massenbilanziertes Produkt?

Bisher werden chemische Vorprodukte für die Herstellung von konventionellen textilen Fasern, wie z.B. Polyamid, aus fossilen Rohstoffen, wie Erdgas und Erdöl hergestellt. Will man diese Vorprodukte ressourcenschonender herstellen, muss man diese durch nachwachsende oder recycelte Rohstoffe, wie z.B. das Pyrolyseöl, ersetzen. Da die Produktion in riesigen, komplexen Produktionsnetzwerken erfolgt, ist es weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll, eine eigene Produktionsinfrastruktur, die ausschließlich solche alternativen Rohstoffe nutzt, aufzubauen. Die Lösung ist vielmehr, Schritt für Schritt recycelte Rohstoffe neben den fossilen Rohstoffen in die bestehende Produktionskette einzuspeisen. Dabei bleiben die Endprodukte, wie z.B. Polyamid, chemisch unverändert. Der Massenbilanzansatz ist dabei die Methode, die sicherstellt, dass der Anteil des recycelten Rohstoffs (Pyrolyseöl) dem Endprodukt (Ultramid® Ccycled®) zugerechnet werden kann.

Im Detail: Unsere Lieferanten kaufen bei BASF das massenbilanzierte Ultramid® Ccycled®. Dafür kauft BASF das Pyrolyseöl aus chemisch recycelten Autoreifen ein, und speist dieses am Anfang der Produktionskette ein. In den zahlreichen Wertschöpfungsketten des vernetzten Produktionsverbunds vermischt sich der alternative Rohstoff mit dem fossilen Rohstoff. Der unabhängig zertifizierte Massenbilanzansatz erlaubt es nun, den Anteil des Pyrolyseöls dem Ultramid® Ccycled® zuzuordnen, auch wenn der recycelte Rohstoff nicht 1 zu 1 physisch im finalen Material enthalten ist. So kann BASF den Anteil ressourcenschonender Rohstoffe in der Produktion chemischer Vorprodukte schrittweise mit steigender Nachfrage und Nutzung bestehender Produktionsanlagen erhöhen. Das Prinzip funktioniert dabei ähnlich wie beim Ökostrom: In das Stromnetz wird sowohl Energie aus fossilen als auch erneuerbaren Quellen eingespeist. Steigt die Nachfrage nach Ökostrom, so wird der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben, die in das bestehende Stromnetz eingespeist werden.

Das Problem mit den Altreifen

Im Vergleich zu anderen Abfallarten, stellt die Entsorgung und Verwertung von Altreifen eine große Herausforderung und ein potenzielles Umweltproblem dar. Reifen verrotten nicht und bestehen aus einer Vielzahl an untrennbar verbundenen Komponenten und Stoffen, was ein Recycling stark erschwert. Daher wurden Altreifen bisher größtenteils zu z.B. Gummigranulat für Bodenbeläge mechanisch downgecycelt oder zur Energiegewinnung in Zementwerken thermisch verwertet. Nicht vollständig abgenutzte Reifen werden häufig ins außereuropäische Ausland exportiert, wo es keine strengen Vorgaben zur sicheren Altreifenentsorgung gibt und diese oft einfach verbrannt werden.4 Aber auch in Deutschland hat die illegale Entsorgung und Lagerung von Altreifen aufgrund des generell steigenden Altreifenaufkommens, höheren Kosten der legalen Verwertung und dem Fehlen einheitlicher gesetzlicher Regelungen und Verantwortlichkeiten für eine ordnungsgemäße Entsorgung in den letzten Jahren zugenommen. Das Problem der illegalen Altreifenberge: Durch die falsche Entsorgung (z.B. einfaches Verbrennen) und wilde Deponierung können Giftstoffe in Böden und Grundwasser freigesetzt werden und zu schweren Umwelt- und Gesundheitsschäden führen.5

Nachhaltigkeitsvorteile: Ultramid® Ccycled® x SOLID Artikel

Durch die Verwendung von Ultramid® Ccycled® leisten wir einen Beitrag zur Lösung des Problems der Altreifenentsorgung. Denn durch die Pyrolysetechnologie werden Potenziale für eine Kreislaufwirtschaft von Altreifen genutzt, indem recycelte Rohstoffe aus Altreifen gewonnen und für die Herstellung von hochwertigen textilen Fasern wie Polyamid eingesetzt werden können. Bei pinqponq sind wir stets auf der Suche nach langlebigen, qualitativ hochwertigen Materialien, die ressourcenschonend hergestellt sind und bereits produzierte Rohstoffe wiederverwerten. Ultramid® Ccycled® weist die gleichen funktionalen und ästhetischen Eigenschaften auf wie herkömmliches Polyamid, ermöglicht uns aber, fossile Rohstoffe am Anfang der Wertschöpfungskette einzusparen. Damit leisten wir einen Beitrag zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft für bisher nur schwer recyclebare Abfälle wie Altreifen. Außerdem ist die Lieferkette vom Altreifen bis zum Endprodukt transparent rückverfolgbar.